Hast Du Angst vor Fett? Gehörst Du zu jenen, die aus Angst vor Gewichtszunahme immer das sichtbare Fett vom Steak wegschneiden?
Wühlst Du Dich etwa durch sämtliche „Light“-Produkte im Supermarktregal? Auf Deiner Olivenöl-Flasche steckt ein Tröpfchen-Dosierer, um möglichst wenig Kalorien auf Deinen Salat zu geben?
Dann solltest Du dringend diesen Artikel lesen.
Fett ist neben Protein (Eiweiß) und den Kohlehydraten eines der 3 lebenswichtigen Haupt-Nährstoffe in unserer Nahrung, welche wir seit Millionen Jahren zu uns nehmen.
In den letzten Jahrzehnten ist das Fett als „Dickmacher“ extrem in Verruf geraten und wurde einer beinahe schon hysterischen Phobie und Angst-Macherei ausgesetzt. „Fett macht fett“ lautete die unumstößliche Devise. Eine Milliarden-Industrie ist entstanden, welche sich in aufgeblasenen Marketing-Kampagnen gegenseitig mit immer neuen Werbe-Maschen wie „fettfrei“, „leicht“, „kalorienreduziert“ oder mit „1% Fastenjoghurts“ gegenseitig übertreffen will.
Aber ist diese Frage wirklich so einfach? Müsste das Problem des Übergewichts bei so viel „Light“ nicht schon längst ausgerottet sein? Keine Spur! Ausnahmslos alle Statistiken sprechen weiterhin von einer dramatischen Ausbreitung von Übergewicht, Fettsucht und anderen Ess-Störungen. Kein Ende in Sicht.
In jüngster Zeit mehren sich die wissenschaftlichen Stimmen die ganz und gar andere Richtungen einschlagen, ja teilweise sogar behaupten, Übergewicht habe mit Fett rein gar nichts zu tun! Es scheint sich nun ein Trend zu entwickeln, der die Kohlehydrate ins Visier nimmt. Sie haben doch ganz sicher schon etwas von „Low Carb“ gehört… der nächste vergängliche Trend? Dazu vielleicht später mehr. Zurück zum Fett. Bevor Du also das Fett aus Deinem Speiseplan verbannen willst, bedenke die folgenden (wunderbaren) Eigenschaften von Fett:
1. Fett ist ein wichtiger Aroma- und Geschmacksträger
Ganz ehrlich: Wie gut schmeckt fettfreies Essen? Es gibt sicher ganz annehmbare Alternativen, doch die meisten Speisen benötigen Fett um Aromen zur Geltung zu bringen, oder aber das Fett selbst liefert wesentlichen Geschmack. Zwiebel rösten ohne Butter? Ohne Öl? Du wirst niemals den Geschmack einer guten Hühnersuppe spüren, wenn Du nicht die Zwiebel in einer kräftigen Portion Butter geröstet hast. Dasselbe gilt für Fleisch, aber auch für den Salat. Dressing ohne Öl? Langweilig. Unbefriedigend.
2. Fett ist ein wichtiger Vitamin-Lieferant!
Vorausgesetzt, Du nimmst hochwertiges, wenig verarbeitetes Fett zu Dir, kannst Du Dir sicher sein jede Menge Vitamine wie z.B. Vitamin A, D, E, manchmal auch Vitamin K, aufzunehmen, je nach Art der Fettquelle. Die klassische Butter zum Beispiel ist eine wahre Nährstoff- und Vitamin-Bombe und enthält sogar noch Mineralien und Spurenelemente. Keine industriell hergestellte Margarine kann dies jemals ersetzen oder nachahmen.
3. Fett liefert essentielle (=Lebens-notwendige) Fettsäuren
Vorausgesetzt, Du kennst die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten von Fetten und Ölen, kannst Du Deinen Körper mit äußerst wichtigen Fett-Bausteinen versorgen, die Deine Körperzellen in Schuss halten und sogar den Cholesterinspiegel senken können. Dazu zählen zum Beispiel die so wichtigen Omega3-Fettsäuren, von denen sehr viele Menschen deutlich zu wenig aufnehmen. Sie sind entzündungshemmend und können sogar bei Autoimmun-Erkrankungen sowie bei allergischen Erkrankungen sehr gute Dienste leisten.
4. Fett ist notwendig für eine funktionierende Verdauung
Ja Du hast richtig gelesen. Diesen Aspekt kennen die allerwenigsten Menschen. Es ist im Grunde sehr einfach: In unserem Verdauungszyklus spielen Leber und Galle (bzw. die Gallenblase) eine wesentliche Rolle. Der Saft der Gallenblase wird dabei in einem bestimmten Stadium der Verdauung durch die Gallengänge in den Dünndarm abgegeben um die Nährstoffe mit Hilfe von Enzymen, Salzen und weiteren Stoffen aufzuspalten. Weiters wird durch den Gallensaft die Produktion von weiteren Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse angeregt. Entscheidend ist jedoch, dass die Galle nur durch den Konsum von Fett ausgeschieden wird! Das bedeute also: Kein Fett – keine Gallensaft-Abgabe in den Dünndarm (oder zumindest unzureichend). Die Folge davon können auf Dauer Unverträglichkeiten sein oder andere Verdauungsstörungen.
5. Fett ist ein Grundbaustein für unsere Hormone
Dieser Punkt dreht sich vor allem um das zu Unrecht gescholtene Cholesterin. Darüber könnte man ganze Bücherregale füllen. Die Cholesterin Diskussion ist aus meiner Sicht das Beispiel eines Rufmords. Nur sehr wenige Menschen wissen, dass Cholesterin ein essentieller Bestandteil fast aller Körperzellen ist und verschiedene wichtige Funktionen hat, wie zum Beispiel der Ausgangsstoff für unsere Geschlechtshormone zu sein! Testosteron, Östradiol, Progesteron, aber auch Corticoide wie das Cortisol werden aus Cholesterin hergestellt. Es handelt sich also hier um kein Gift dass man von außen zuführt, sondern um einen wichtigen Baustein unseres Körpers.
6. Fett schützt unsere Zellen
Wie weiter oben schon erwähnt sind Fettmoleküle Teil von Zellwänden, dies gilt z.B. auch für die so wichtigen Nervenzellen, welche von sogenannten Myelinscheiden umgeben sind. Diese wirken einerseits elektrisch isolierend, andererseits vermutlich auch mechanisch und/oder biochemisch abschirmend. Bei krankhaften Veränderungen wie MS (Multiple Sklerose) werden diese Myelinschichten zerstört und die empfindlichen Nervenzellen darunter sind so den Attacken des eigenen Immunsystems ausgesetzt. Auch wenn MS ein viel komplexeres Thema ist, ist es zumindest relevant zu wissen, dass es sich hier um den Verlust einer Fettschicht – im weitesten Sinne – handelt.
7. Fett kann uns vor Giften schützen
Auch hier kommt dem Fett eine Art schützende Funktion zu. Man weiß aus unzähligen Studien und Beobachtungen dass bei gezielter Gewichtsabnahme bzw. Fett-Abbau im Körper Gifte, Toxine und sogenannte freie Radikale freigesetzt werden. Es ist sehr wahrscheinlich dass diese durch den Körper als vorübergehende „Schutzmaßnahme“ im Fettgewebe abgelegt wurden, um den restlichen Körper vor einer toxischen Belastung zu schützen.
8. Fett macht satt
Vielleicht eine der wichtigsten Vorteile von Fett – es macht satt! Und richtig satt zu sein, bedeutet auch – in der Regel – früher mit dem Essen aufzuhören und für einen längeren Zeitraum satt zu bleiben. Das hat gleich mehrere Vorteile:
a) Deine Verdauung hat mehr Zeit zu erholen da Du länger satt bleibst
b) Die Produktion Deiner Verdauungssäfte läuft ungestört
c) Dadurch „sparst“ Du in Wahrheit langfristig Kalorien (sofern Du überhaupt noch Kalorien zählst).
Solltest Du also nach einer „Light“-Mahlzeit relativ rasch wieder Hunger verspüren – nun weißt Du warum! Der Körper lässt sich nicht belügen.
Welche Fette aber sind nun wirklich gut?
Also, wirklich eindeutig klar ist nur: Industriell verarbeitete Fette wie z.B. gehärtete oder hydrierte Fette sowie Transfette sind auf jeden Fall zu vermeiden, darüber sind sich praktisch alle Wissenschaftler einig. Und es ist egal ob es sich dabei um tierische oder pflanzliche Fette handelt.
Unbehandelte, biologisch hergestellte Fette (tierisch oder pflanzlich) sind in jedem Fall die bessere Wahl. Du solltest außerdem noch auf das Verhältnis zwischen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren achten. Das Verhältnis zwischen den beiden sollte – nach aktuellem Stand – etwa 1:3 sein. Deutlich größere Abweichungen zugunsten von Omega-6 solltest Du meiden. Wenn Du dies beachtest, wirst Du allerdings feststellen dass relativ viele pflanzlichen Fette die bisher als „gesund“ galten, ab nun durch den Rost fallen (sollten), wie z.B. das Distel-Öl. oder auch das sonst relativ beliebte Sonnenblumen-Öl.
Am besten aber informiere Dich selbst!
Dies sind jedenfalls die Fette meiner Wahl: Butter, Olivenöl, Kokosöl, Leinöl – und das in reichlicher Menge!
Rapsöl verwende ich zum Kochen, wenn das Fett geschmacksneutral bleiben soll.
In Zukunft viel Spaß beim Recherchieren, Kochen und Genießen!