Die meisten Ärzte und Therapeuten machen um das fettlösliche Vitamin A einen großen Bogen. Zurecht? In vergangenen Zeiten war das jedenfalls ganz anders.
Ein kleines Plädoyer für ein in Vergessenheit geratenes Vitamin, welches sich auch bei Allergien gut einsetzen lässt.
Die etwas ältere Generation unter Ihnen kann sich vielleicht noch an Zeiten erinnern, als man kleinen Kindern regelmäßig Lebertran zu trinken gab, ein ziemlich übel schmeckender Extrakt aus der Leber von verschiedenen Fisch-Arten. Dies war jedoch notwendig, um das Entstehen der damals gefürchteten Krankheit Rachitis zu verhindern. Durch mangelhafte Ernährung und Mangel an Sonne in den Wintermonaten entstand oft ein signifikanter Vitaminmangel, der zu dieser oben genannten Knochenkrankheit führte, vor allem durch den Mangel an Vitamin D. Lebertran enthält aber auch das wertvolle Vitamin A, welches einen hohen Stellenwert im Stoffwechsel hat, jedoch in den letzten Jahrzehnten kaum beachtet wurde.
Die Vitamine A und D (sowie auch E und K) zählen zu den fettlöslichen Vitaminen, d.h. sie werden auch im Fettgewebe gespeichert. Dies hat den Vorteil, dass der Körper gewisse „Reserven“ anlegen kann. Aus diesem Grund besteht – zumindest eine gewisse – Gefahr einer Überdosierung. Wasserlösliche Vitamine hingegen werden entweder sofort im Körper verbraucht, oder eben direkt ausgeschieden.
Wahrscheinlich ist das der Grund, warum Therapeuten sich nur sehr vorsichtig an den Einsatz von fettlöslichen Vitaminen heran wagen.
Doch nach meiner Erfahrung sind diese Ängste in den meisten Fällen unbegründet, und eine gefährliche Überdosierung erreicht man erst bei wirklich massiv hohen Mengen über einen langen Zeitraum.
Sehen wir uns zunächst die wertvollen Aufgaben von Vitamin A etwas näher an:
- Vitamin A ist das Augen-Vitamin. Sein Name „Retinol“ stammt von dem Begriff „Retina“ (=Netzhaut) und bezeichnet die innere Augenhaut, also jene, wo das Licht im Auge auftrifft. Vor allem für eine gute Sehkraft in der Nacht ist Vitamin A zuständig.
- Vitamin A ist essentiell (=lebensnotwendig) für eine intakte Haut und Schleimhaut (Mund, Rachen, Magen, Darm) – eine intakte Schleimhaut ist ein wesentlicher Faktor zur Verhinderung von Allergien und Unverträglichkeiten.
- Bei bestehender, gereizter Immunlage auf Schleimhäuten, wie zum Beispiel auch bei einer Pollenallergie, aber auch Neurodermitis(!) kann Vitamin A, vor allem in Verbindung mit Vitamin D, diese Reizung herunter schalten und so zu einer raschen Linderung der Beschwerden führen.
- Außerdem benötigt unser Immunsystem Vitamin A zur Produktion von immunsystem-relevanten Zellen.
- Vitamin A kann zudem das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen hemmen.
Mit welchen Lebensmitteln können wir Vitamin A zuführen?
Die besten Quellen sind tierische Fette und Proteine:
- Leber (höchste Vorkommen)
- Fisch
- Fleisch
- Eier
- Käse
- Butter
- Fleisch
Nur Leber enthält von den genannten Lebensmitteln höhere Mengen an Vitamin A, alle anderen nur geringe Mengen.
Pflanzliche Lebensmittel können vor allem das sogenannte Beta-Carotin / β-Carotin liefern, welches in Vitamin A umgewandelt werden kann:
- Grünes und rotes Gemüse
- Grünes und rotes Obst
β-Carotin allerdings wird im Körper auch als Antioxidans eingesetzt, und steht in diesem Fall nicht mehr als Vitamin A-Quelle zur Verfügung. Ein Mangel an tierischen Lebensmitteln, oder bei mangelhaftem Konsum von frischem Gemüse und Obst kann es durchaus zu einem Vitamin A-Mangel kommen.
Auch andere Forscher und Mediziner im deutschen Sprachraum weisen auf die Gefahren eines Vitamin A- bzw. eines Beta-Carotin-Mangels hin, zum Beispiel hier.
Zur Dosierung von Vitamin A:
Vitamin A Dosierungen werden – ähnlich wie Vitamin D – in sogenannten „internationalen Einheiten“ (I.E.) gemessen.
3.300 – 5.000 I.E. – Tagesbedarf, längerfristig
(aus meiner Sicht in akuten Fällen nicht ausreichend)
Therapeutische Dosierungen bis 10.000 I.E. (entspricht 3mg) gelten als ungefährlich und sicher.
Höhere Dosierungen sollten nur nach sorgfältiger Diagnose und Anamnese empfohlen werden, und dann nur für einen begrenzten Zeitraum.
Hinweis: 3.300 I.E. entsprechen 1 Milligramm (mg).
FAZIT:
Vitamin A wird nach wie vor als Therapeutikum unterschätzt. Vor allem die regulatorische Wirkung, vor allem in Kombination mit Vitamin D, kann gerade bei allergischen Erkrankungen sehr wertvoll sein. Hochwirksame Anwendungen bei anderen Krankheiten sind durchaus denkbar und sollten Gegenstand von fundierter, offener Forschung sein. Die langjährige Anwendung von Lebertran in vergangenen Zeiten ist dafür eine gute Grundlage.
Glücklicherweise gibt es heute geschmacksneutrale, hochqualitative Nahrungsergänzungen, bei denen der zweifelhafte „Genuss“ von Lebertran entfällt.
Eine eigenständige Einnahme von Vitamin A jedoch empfehle ich ausdrücklich nicht.
Bei allen allergischen oder Haut-Erkrankungen aber empfehle ich einen Vitamin A-Check in Kombination mit der Überprüfung Ihres Vitamin D-Spiegels (siehe mein entsprechender Artikel). Jede Therapie sollte individuell ausgewogen und mit dem Klienten/Patienten gut abgeklärt sein.
Sie haben eine Frage?
Kontaktieren Sie mich gerne.
Ihr
Alexander Fegerl